Hessischer Weg mit Differenzierungen

Der so genannte Hessische Weg - also die Ausschreibung auf breiter Linie - wird auch unter der neuen schwarz-grünen Landesregierung die Grundlage der Nahverkehrspolitk bilden - diesen Eindruck nahm die LHO-Spitze aus einem Gespräch mit dem neuen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir mit, wie der LHO-Vorsitzende Karl Reinhard Wissmüller auf der Jahrestagung des Landesverbands Hessischer Omnibusunternehmer e.V. ausführte.

Erfreulich sei, dass die Landesregierung sich für eine angemessene Finanzierung des Nahverkehrs durch Bundesmittel über das Jahr 2019 hinaus einsetzen wolle, so Wissmüller; die Zweckbindung müsse beibehalten werden. Positiv sei zudem, dass Al-Wazir prüfen wolle, ob das Land den Nahverkehr mit einer Ko-Finanzierung stärken könne.

Auch im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) will man grundsätzlich am bisherigen Modell festhalten: Der Hessische Weg bleibe bestehen, aber es werde eine leichte Differenzierung gegenüber den letzten Jahren geben, erklärte Dr. André Kavai. Der frischgebackene RMV-Geschäftsführer führte einige Beispiele an, die den Unternehmen das Leben etwas leichter machen dürften. So will er das Thema Abschlagszahlungen verändern, um den Betrieben mehr Liquidität zu geben.

Ausdrücklich sprach sich Dr. Kavai auch für Direktvergaben an kleine und mittelständische Unternehmen aus, damit habe er in seiner früheren Tätigkeit im Main-Kinzig-Kreis gute Ergebnisse erzielt. Heimische Busunternehmer könnten aufgrund ihrer Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten und der hohen Identifikation ihrer Mitarbeiter die Leistungen stets besser erbringen.

Verständnis können die Betreiber in bestimmten Fällen auch bei der Erfüllung der Qualitätsstandards von Dr. Kavai erwarten: "Wir können nicht überall das beste Material zum günstigsten Preis einsetzen", lautet seine auf der Hand liegende Devise. Daher werde man sich z.B. wohlwollend einer Diskussion über das Fahrzeughöchstalter öffnen, wenn beispielsweise kurz vor Ende der Laufzeit einer Konzession eigentlich noch Busse erneuert werden müssten. Grundsätzlich will Dr. Kavai aber an der Definition klarer Qualitätsmerkmale festhalten.

Ein stetiger Kritikpunkt bei den LHO-Tagungen sind die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs, dieses Thema brennt den Unternehmern auf den Nägeln. Karl Reinhard Wissmüller mahnte an, dass Wettbewerb nur funktioniere, wenn es potenzielle Teilnehmer gebe. Der LHO habe in der ersten Ausschreibungswelle 30% seiner Mitglieder verloren, in Skandinavien war der Kahlschlag noch viel gravierender. Dort werde jetzt mit immensem Aufwand wieder eine Anbieterstruktur herangezogen.